Wie entsteht so ein Bild?

Bevor wir in die Schritt-für-Schritt-Anleitung eintauchen, gibt es etwas, das wir unbedingt loswerden möchten: Viele Paare, die vor der Kamera stehen, sind keine Models. Sie wissen oft nicht, wie sie sich bewegen oder posieren sollen – und genau das ist völlig normal.

Unsere Aufgabe ist es, ihnen dabei zu helfen, großartig auszusehen. Nicht durch starre Vorgaben oder übertriebene Posen, sondern durch eine gute Beobachtungsgabe, ein paar Tricks in der Lichtführung und eine Portion Empathie. Denn am Ende zählt: Auf den Fotos sollen sie strahlen – so authentisch wie möglich.


Was steckt hinter diesem Brautportrait?

Jedes gute Bild beginnt mit einer Idee – aber nicht irgendeiner. Die Idee muss zur Person passen. Zum Charakter. Zu den Eigenheiten, aber auch zu dem, was sie ausstrahlen soll. Das Portrait, um das es hier geht, ist in einer kleinen Bibliothek entstanden – ein ruhiger Ort voller Geschichten. Und genau das wollten wir im Bild transportieren.

Die Braut – Irina – wirkte auf uns grazil, klug und gleichzeitig abenteuerlustig. Ihre Liebe zur Literatur, die Verbindung zu ihrem Partner, das alles spiegelt sich im Bild wider. Es ist kein Zufall, dass es genau dort entstanden ist, sondern eine bewusste Entscheidung.

Denn: Schönheit allein reicht nicht. Deine Aufgabe als Fotograf ist es, die Persönlichkeit sichtbar zu machen. Fast wie ein Maler, der nicht nur die Konturen festhält, sondern den Charakter einer Figur einfängt.


So gelingt dir ein ähnliches Bild – Schritt für Schritt

Location & Licht:

  1. Suche dir ein Fenster oder eine Tür mit natürlichem Licht – möglichst mit ruhigem Hintergrund.

  2. Reifrock? Ausziehen. Nur für das Shooting, danach kann er wieder an.

  3. Sitzgelegenheit: Egal ob Stuhl, Sessel oder Hocker – leicht zum Licht drehen.

  4. Zeige die Pose vor. Es geht schneller, ist klarer und spart Zeit.

Pose der Braut:

  1. Sie blickt aus dem Fenster, Körper zum Licht gedreht.

  2. Der Rücken formt eine sanfte S-Kurve.

  3. Ellbogen leicht gebeugt, Hände locker auf den Oberschenkeln – mit sichtbarem Handansatz.

  4. Das vordere Bein wird über das andere geschlagen – streckt die Figur optisch.

  5. Leichter Brustansatz sichtbar? Perfekt.

  6. Kleid am Boden arrangieren – kleine Falten oder Unregelmäßigkeiten sind erwünscht!

Unser Lieblings-Tipp:

Bevor du auslöst: Bitte die Braut, kurz Luft durch leicht geöffnete Lippen zu holen. Das hebt das Dekolleté – besonders bei schlichten Corsagenkleidern ein echter Gamechanger.


Deine Position als Fotograf:

  1. Nutze den Schatten. Fotografiere leicht aus dem Innenraum heraus – mehr Tiefe, schmeichelhafteres Licht, gerade bei kurvigeren Bräuten.

  2. Achte auf Linien. Kein stürzender Hintergrund – Kamera gerade halten!

  3. Rahme mit Umgebung. Eine Wandkante im Bild bringt Tiefe und Ruhe.


Kameraeinstellungen:

Wir fotografieren komplett im manuellen Modus – das gibt Kontrolle und Sicherheit.

  • Blende: Start bei f/4 – hier haben wir f/3,2 genutzt.

  • Verschlusszeit: z. B. 1/200 – stabil und sicher.

  • ISO: 400 bis 800 – je nach Licht.

  • Fokuspunkt: Immer aufs Gesicht.

  • Weißabgleich: In diesem Fall auf Automatik – bei schwierigem Licht manuell.

Tipp für RAW-Fotografen: Stell das Bildprofil auf „Monochrom“, um Helligkeit und Tiefe beim Fotografieren besser zu erkennen.


Zum Schluss

Wenn du das zum ersten Mal liest, wirkt es vielleicht nach viel. Aber keine Sorge: So ein Bild braucht mit etwas Übung kaum mehr als 3–5 Minuten.

Wir möchten dich ermutigen: Lerne, beobachte, trau dich, zu experimentieren. Hochzeitsfotografie ist anspruchsvoll – aber sie bietet dir die Chance, Bilder zu erschaffen, die weit über das rein Handwerkliche hinausgehen.


Aufnahme-Infos:

Brennweite Objektiv:  50mm
Einstellungen: f/3,2 | 1/200 | ISO 800
Licht: kein Blitz, kein Reflektor
Bearbeitung: unsere eigenen Lightroom- und Photoshop-Presets


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